Bereits auf der Anfahrt bot sich den alarmierten Einsatzkräften der Blick auf die Altstadt von Marburg mit aufsteigenden dichten schwarzen Rauchwolken. Anwohner sowie vorbeigehende Passanten meldeten gegen 09:15 Uhr über Notruf einen Wohnungsbrand am Steinweg 3 in Marburgs Altstadt.
Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte bot sich folgendes Bild:
In einem fünfgeschossigen Mehrfamilienhaus mit einem Geschäft im Erdgeschoss ist ein Brand in einer Wohnung im zweiten Obergeschoss ausgebrochen. Aufgrund der fortgeschrittenen Branddauer ist ein Fenster in der Brandwohnung bereits geborsten und die Flammen schlugen heraus. Nach ersten Meldungen sollten sich in der darüberliegenden Wohnung noch Personen befinden. Durch die Rettungsleistelle wurden vier Personen in dem Gebäude gemeldet. Neben den austretenden Flammen und herabfallenden Gebäudeteilen konnte nichts weiter, schon gar keine Personen, an den Fenstern der Hausfront beobachtet werden. Aufgrund der geschlossenen Bauweise in der Altstadt konnte zunächst keine Aussage über die Rückseite des Hauses gemacht werden. Es wurde umgehend eine Nachalarmierung eines weiteren Zuges veranlasst. Zur gleichen Zeit konnten sich weitere Bewohner aus der nichtbetroffenen Wohnung im 2. Obergeschoss über das noch rauchfreie notwendige Treppenhaus ins freie retten. Die Bewohner aus dem ersten Geschoss waren bereits aus dem Gebäude geflohen und befanden sich auf der Straße. Durch weitere Erkundung konnte dann festgestellt werden, dass die noch vermisste Frau mit Ihrem Kind aus dem 3. Obergeschoss sich über einen weiteren Ausgang auf der Rückseite des Gebäudes in den Garten gerettet hat. Zu diesem Zeitpunkt stand eine Wohnung im 2. Obergeschoss im Vollbrand. Der Brand war aber bis dahin auf die Wohnung begrenzt und leichte Rauchentwicklung im Treppenraum feststellbar. Die Wohnungstüre war zu diesem Zeitpunkt noch voll intakt. Durch die ersteintreffenden Einheiten der Feuerwehr wurde deshalb zunächst ein Außenangriff über die Drehleiter eingeleitet. Zeitgleich wurden zwei Trupps unter Atemschutz in das 2. Obergeschoss zur Sicherung der Nachbarwohnung und Kontrolle der anderen Etagen einsetzt.
Insgesamt waren zum Zeitpunkt des Brandes 11 Bewohner in dem Gebäude. Alle Personen wurden durch den Rettungsdienst vor Ort behandelt und betreut. Bis auf ein wenig eingeatmeten Rauch gab es bei dem Brand glücklicherweise keine weiteren Verletzungen.
Nach der Kontrolle der anderen Wohnungen und der sicheren Meldung, dass sich keine weiteren Personen im Haus befinden, beschränkte sich die weitere Taktik der Feuerwehr auf die Brandbekämpfung innerhalb der Wohnung. Dazu wurde neben dem Außenangriff über die Drehleiter nun auch der Innenangriff über das Treppenhaus vorgenommen. Aufgrund der enormen Brandlast innerhalb der Wohnung gestaltete sich der Löschangriff als schwierig. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich insgesamt 40 Einsatzkräfte der Feuerwehr, fünf Rettungswagen, ein Notarzt sowie der Leitungsdienst des Rettungsdienstes an der Einsatzstelle. Herabfallende Wand- und Deckenteile behinderten die Einsatzkräfte, sodass erst nach drei Stunden Feuer aus gemeldet werden konnte. Ebenfalls beschäftigte die Feuerwehr die Nachlöscharbeiten noch weitere drei Stunden und war sehr Personalintensiv, da dies unter Atemschutz durchgeführt werden musste. Dazu wurden weitere vier Stadtteilfeuerwehren alarmiert. Insgesamt waren bis zu 70 Einsatzkräfte an dem Einsatz beteiligt.
Durch die Rauchausbreitung im Haus wurden die Etagen über der Brandwohnung stark beschädigt, so dass sie zunächst nicht bewohnbar sind. Durch eine geplatzte Wasserleitung innerhalb der Brandwohnung sowie dem eingesetzten Löschwasser sind die darunterliegenden Wohnungen sowie der Laden nicht mehr nutzbar. Daneben sind alle Versorgungsleitungen für das Haus durch die Stadtwerke abgestellt worden.
Über die Brandursache können zurzeit keine Angaben gemacht werden. Die Kripo wird in der nächsten Woche mit den Ermittlungen beginnen. Ebenso ist eine Aussage über die Schadenshöhe nicht möglich.
Neben einigen unerfreulichen Kommentaren durch Beobachter der Ereignisse auf der Straße freue ich mich über die Hilfsbereitschaft der umliegenden Anwohner und Geschäfte. So hat die Gaststätte Gartenlaube sich sofort bereit erklärt die Bewohner aufzunehmen und zu versorgen. Die Töpferei Schneider so wie Anwohner auf der gegenüberliegenden Straßenseite haben die Einsatzkräfte mit Kaffee und Getränken versorgt. Bei allen Akteuren möchte ich mich ausdrücklich im Namen aller Einsatzkräfte für die unkomplizierte Hilfe recht herzlich bedanken.
Einsatzleiter Andreas Brauer
Eingesetzte Rettungskräfte
Freiwillige Feuerwehren:
Marburg-Mitte 1. Zug
Marburg-Mitte 2. Zug
Marburg-Marbach
Marburg-Bauerbach
Marburg-Ockershausen
Marburg-Cappel
Rettungsdienst
5 Rettungswagen
1 Notarzt
Organisatorischer Leiter Rettungsdienst
Leitender Notarzt